Schauspieler Fritz Wepper ist tot: Darling des deutschen Massenfilms

Fritz Wepper, der spätestens seit seiner Rolle in Bob Fosses Film „Cabaret“ international hochrespektiert war, ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

Der deutsche Schauspieler Fritz Wepper steht im Jahr 1973 während der Dreharbeiten zur Krimi-Serie «Derrick» an einem Auto.

Fritz Wepper während der Dreharbeiten zur Krimi-Serie „Derrick“ im Jahr 1973 Foto: Georg Göbel/dpa

Hierzulande wäre die Liste der relevanten Schauspieler des deutschen Nachkriegs unvollständig, fehlte sein Namen. Fritz Wepper, 1941 in München geboren, war in den vergangenen Jahrzehnten ein Darling des deutschen Massenfernsehens, ein Schauspieler, der in den wichtigsten TV-Serien mitspielte, in jüngerer Zeit in der ARD-Serie „Um Himmels Willen“, in der er als Bürgermeister Wöller zu jeder Intrige, zu jeder kommunalpolitischen Heimtücke bereit war, um sein Dorf auf neoliberale Smartness zu trimmen. Seine Gegenspielerinnen: Nonnen, zunächst meist gespielt von Jutta Speidel. Fritz Wepper gab diese Figur natürlich primetimegerecht nicht als abstoßenden Widerling, sondern als Schlitzohr.

Ebenso ernsthaft legte er die Rolle des Kriminalassistenten Klein, zunächst im „Kommissar“, danach in „Derrick“ über nicht nur gefühlt Jahrzehnte. Wepper war eine darstellende Macht im deutschen Fernsehen, er war fast überall dabei, beim „Traumschiff“, mit Evelyn Hamann – er hat, so sagte Wepper einmal, die Drehangebote danach aussuchen können, was ihm selbst gefiel. Er wollte keinen Ärger, nicht unter seinen ästhetischen Möglichkeiten bleiben, aber der moderne deutsche Film, der war ihm zu problematisch.

Seine Laufbahn begann früh. Als 14-Jähriger spielte er 1955 im Zirkusfilm „Der dunkle Stern“, schließlich 1959 in Bernhard Wickis berühmten Antikriegsfilm „Die Brücke“. Wepper zählte zur Riege – wie Mario Adorf, Horst Buchholz, Karin Dor und Karin Baal – der deutschen Nachkriegsschauspieler, die prinzipiell auch international vorzeigefähig waren: weil sie keinen Naziappeal verströmten.

Diese, so ließe sich sagen, münchnerische Freundlichkeit, die er so undeutsch, so unwehrmachtshaft in jungen Jahren sanft fast verkörperte war einer der Gründe, warum ihn der US-amerikanische Regisseur Bob Fosse 1971 verplichtete, für die Rolle eines nicht ganz für voll zu nehmenden Hallodri in der Christopher-Isherwood-Geschichte „Cabaret“. Regisseur und Hauptdarstellerin Liza Minnelli erhielten „Oscars“ zuerkannt.

Die womöglich beste Rolle seiner Karriere

In diesem in München gedrehten und kurz vor der Machtübernahme der NSDAP in Deutschland spielende Film spielte Wepper womöglich die beste Rolle seiner Karriere: Seine Figur Fritz Wendel verliebt sich nämlich in die jüdische Natalia Landauer (Marisa Berenson). Diese sucht Distanz zu ihm, weil sie ihn im antisemitischen Klima in Deutschland nicht gefährden möchte – als er das erfährt, eröffnet er, Wendel, ihr, dass er auch Jude sei, aber dies immer verheimlicht habe, um nicht anzuecken und nicht in Schwierigkeiten zu geraten.

Fritz Wepper hat diesen (jüdisch camouflierten) Charakter ergreifend und glaubwürdig zugleich verkörpert, und dies in einem Film, der, aktuell in der heutigen „The Zone of Interests“, ohne KZ-Aufnahmen die Bedrohlichkeiten des nahenden völkischen Regimes fühlbar macht.

Fritz Wepper ist, wenige Monate nach seinem geliebten Bruder Elmar, nun auch gestorben, in München, natürlich, wo sonst. Er hat als Schauspieler das Leichte gemocht – weil er seine Ernsthaftkeit in ihr besonders gut ausleben konnte.

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